Von André Häfliger aud Deutschland
DONAUESCHINGEN – Er ist ruhig, er spricht ganz leise, er ist immer voll konzentriert. Auf den Sport, in dem Steve Guerdat ein ganz Grosser werden will – Springreiten! Der 21-jährige Jurassier ist auf bestem Weg.
Deutschlands Super-Star Ludger Beerbaum sagte ihm gestern: «Mann! Wer dich hierher an die EM gebracht hat, der versteht was vom Sport!» Wie fühlt sich Guerdat nach der Team-Bronzemedaille? Ist er verliebt? Wer sind seine Vorbilder? SonntagsBlick sprach mit dem jungen Reiter an der EM im Schwarzwald.
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Gut geschlafen, Steve Guerdat?
Steve Guerdat: Sehr gut! Acht Stunden gesunder Schlaf. Ich bin um sieben Uhr aufgestanden und sofort zu meinen Pferden in den Stall gegangen. Erst später habe ich dann auf dem Reitgelände gefrühstückt. - Wie geht es Ihnen am Tag nach dem Gewinn Ihrer ersten grossen Reit-Medaille?
Ich versuche, nicht allzu stark an die Medaille zu denken, weil ich mich voll und ganz auf den Sonntag konzentriere. Die EM ist erst am Sonntagabend zu Ende. Dann werde ich Bilanz ziehen – und mich wohl erst richtig über die Bronzemedaille freuen können. - Wo ist die Medaille jetzt? Bekommt sie zu Hause einen Ehrenplatz?
Im Hotelzimmer. Zu Hause in Valkenswaard bei Eindhoven werde ich die Medaille in meinem Zimmer an der Wand aufhängen. - Seit zehn Monaten leben Sie bei Ihrem Manager und Trainer Jan Tops in Holland. Heimweh?
Nein, dazu habe ich gar keine Zeit. Ich arbeite da oben in Holland wie ein Wilder. Die ganze Woche Training, dann an jedem Wochenende ein Concours. - Was gefällt Ihnen an Holland am meisten?
Die Arbeit, das Umfeld ist super. Und Jan ist ein absoluter Profi. - Der Ihnen auch die Pferde organisiert?
Ja, das kommt dazu. Und ich weiss, dass er immer sehr gute und talentierte Pferde entdeckt, fördert und in den ganz grossen Sport bringt. - Warum sind Sie Springreiter geworden?
Ich bin mitten in diesen Sport hineingeboren worden. Ging ich zum Haus hinaus, sah ich Pferde, lauter Pferde. So sass ich schon mit drei Jahren erstmals im Sattel. - Aber Sie spielen auch hervorragend Fussball.
Ja, damit begann ich mit zehn Jahren. An der Sunshine-Tour durch Spanien habe ich an jedem freien Montag Fussball gespielt – und mir eine leichte Beinverletzung zugezogen. Deshalb habe ich im Moment striktes Fussball-Verbot. - Was sagen Sie zum Fall Hakan Yakin?
Den habe ich zu wenig verfolgt, um ein Urteil abgeben zu können. Ich weiss nur, dass ich Paris St-Germain überhaupt nicht mag. Ich bin eben ein Marseille-Fan – und das geht ja mit St-Germain überhaupt nicht zusammen! - Wer wird Schweizer Fussball-Meister?
Die Chance, dass der Hausfriede bei uns daheim bestehen bleibt, ist gut. Ich bin mehr GC-Fan, mein Vater hält mehr zum FC Basel. - Schafft Köbi Kuhns Nati-Elf den EM-Einzug?
Ich denke schon. Kuhn hat viele gute Spieler, es gibt keine Gründe, warum er das nicht schaffen sollte. Auf jeden Fall wäre das ganz toll. Ich drücke fest die Daumen! - Wer sind im Reitsport Ihre Vorbilder?
Da gibt es nicht viele. In erster Linie Beat Mändli. Er war schon immer mein Idol. Und auch mein Trainer, der mir sehr viel beigebracht hat. - Und Ihr Vater Philippe?
Er natürlich auch, aber das bewegt sich auf einer ganz anderen Gefühlsebene. Er hat für mich alles getan, er war immer für mich da, wie auch meine Mutter Christiane. Ihnen verdanke ich wirklich sehr, sehr viel. - Wie gut ist die Stimmung hier im EM-Team der Reitgenossen?
Sehr gut, auch wenn wir alle todmüde waren am Freitagabend. Wir konnten gar nicht richtig feiern. Aber wir wurden gefeiert, bekamen so viele Komplimente und Gratulationen. Auch jene von Bundesrat Samuel Schmid per Telefon hat mich natürlich sehr gefreut. - Gibt es eine Frau in Ihrem Leben?
Nein, ich bin Single. Im Moment habe ich andere Prioritäten in meinem Leben. An erster Stelle kommt jetzt der Sport. - Möchten Sie einmal Familie und Kinder?
Für den Moment sicher nicht, jetzt konzentriere ich mich voll und ganz auf den Sport. Später sicher einmal, mal sehen, was da noch kommt. - Wie oft gehen Sie in die Disco?
Nie. Früher vielleicht ab und zu in der Schweiz, aber jetzt habe ich dazu absolut keine Zeit. - Ihr Spitzenpferd Tepic ist schon 15 Jahre alt. Können Sie sich vorstellen, mit dem Holländer Wallach an Olympia in Athen zu reiten?
Vorstellen könnte ich mir das schon. Aber ich wusste, dass Tepic nach der EM an seinen Besitzer nach Mexiko zurückgeht. Ich habe ihn von Alfonso Romo nur bekommen, um mit ihm an dieser EM zu reiten. - Welche Pferde haben Sie noch im Stall?
Innovation, die zwölfjährige Stute, ist mein zweitbestes Pferd im Moment. Dann der achtjährige Socrates, die siebenjährige Orchidee und der zwölfjährige La Taro, der momentan aber verletzt ist. - Wie beurteilen Sie Ihre EM-Chance hier in der Einzel-Entscheidung?
Ich weiss, dass ich das beste Pferd habe, das ich je reiten durfte. Und dass dieses Pferd total gut drauf ist. Es liegt jetzt wirklich nur bei mir, ich muss gut reiten. Dann habe ich eine grosse Medaillen-Chance. - Wie gehen Sie mit Erfolgsdruck um?
Bis jetzt bin ich mit Druck immer noch gut zurechtgekommen. Klar, weil er ja noch nie so richtig da war. Ich habe gute Pferde, ein gutes Umfeld mit Jan Tops als Manager und Trainer, ein Vorbild wie Beat Mändli im Team, mein Vater als besten Freund und Berater. Das macht alles viel einfacher. - Kennen Sie Martina Hingis persönlich?
Persönlich kenne ich sie nur flüchtig. Ich habe sie nur zweimal kurz getroffen, einmal in St. Gallen und dann hier am Freitag in Donau-eschingen. Ich finde es toll, dass Martina so viel Freude an unserem Sport hat. Jetzt wünsche ich ihr natürlich viel Glück bei ihren ersten Concours! - Welche Ziele haben Sie noch im Reit-Jahr 2003?
Es geht gleich im Galopp weiter. Nächste Woche schon in Münster. Wichtig ist für die Schweiz auch ein gutes Abschneiden Anfang September am CSIO von Kanada in Calgary. Und in dieser Winter-Saison will ich erstmals im Weltcup starten. Ob ich die Final-Qualifikation schaffe, das steht natürlich noch in den Sternen. Mal sehen. - Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Tepic auf jeden Fall! Das ist doch einfach das beste Springpferd der Welt! - Sind Sie politisch interessiert?
Nein, ganz und gar nicht. Das ist abolut nicht mein Ding. - Und kulturell?
Nein, auch nicht. Mein Leben ist der Sport. -
Zum Schluss haben Sie noch drei Wünsche offen.
Gesundheit, Erfolg – und dass diese Wünsche wahr werden.
Persönlich
Name: Steve Guerdat
Geburtsdatum: 10. Juni 1982 in Delémont JU
Wohnort: Valkenswaard, Holland
Zivilstand: ledig
Grösse: 1,82 Meter
Gewicht: 62 Kilo
Sportliche Erfolge: Zweimal Team-EM-Bronze bei den Junioren, 4. und 5. an Junioren-EM, Junioren-Schweizer-Meister 1998, 2. im Nationenpreis 2003 in St. Gallen, GP-Sieger 2003 in Vejer de la Frontera, Metz, Neuendorf SO.
Sponsoren: La Silla, VDL, Isoglass
Lieblingsgericht: «Alles, was gut schmeckt – Fisch, Fleisch, Pasta, Pizza, in Sachen Essen bin ich überhaupt nicht kompliziert.»
Lieblingsgetränk: Cola
Lieblingsmusik: Hits aus allen Hitparaden
Geburtsdatum: 10. Juni 1982 in Delémont JU
Wohnort: Valkenswaard, Holland
Zivilstand: ledig
Grösse: 1,82 Meter
Gewicht: 62 Kilo
Sportliche Erfolge: Zweimal Team-EM-Bronze bei den Junioren, 4. und 5. an Junioren-EM, Junioren-Schweizer-Meister 1998, 2. im Nationenpreis 2003 in St. Gallen, GP-Sieger 2003 in Vejer de la Frontera, Metz, Neuendorf SO.
Sponsoren: La Silla, VDL, Isoglass
Lieblingsgericht: «Alles, was gut schmeckt – Fisch, Fleisch, Pasta, Pizza, in Sachen Essen bin ich überhaupt nicht kompliziert.»
Lieblingsgetränk: Cola
Lieblingsmusik: Hits aus allen Hitparaden
Source: Le blick